Rezension: The girl before - sie war wie du. Jetzt ist sie tot., JP Delaney

Donnerstag, 11. Mai 2017


Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot.
Nach einem Schicksalsschlag braucht Jane dringend einen Neuanfang. Daher überlegt sie nicht lange, als sie die Möglichkeit bekommt, in ein hochmodernes Haus in einem schicken Londoner Viertel einzuziehen. Sie kann ihr Glück kaum fassen, als sie dann auch noch den charismatischen Besitzer und Architekten des Hauses kennenlernt. Er scheint sich zu ihr hingezogen zu fühlen. Doch bald erfährt Jane, dass ihre Vormieterin im Haus verstarb - und ihr erschreckend ähnlich sah. Als sie versucht, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, erlebt sie unwissentlich das Gleiche wie die Frau vor ihr: sie lebt und liebt wie sie. Sie vertraut den gleichen Menschen. Und sie nähert sich der gleichen Gefahr.
Vielen lieben Dank an den Penguin Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

Ich habe mich tierisch gefreut diesen Thriller zu lesen, weil der letzte Thriller in dem es nicht um Mord und Totschlag ging schon eine weile zurück liegt. Ich glaube das letzte Buch in dieser Art war "Girl on the Train" und das hat mich richtig von den Socken gehauen. Jedenfalls habe ich mich sehr gefreut dieses Buch zu lesen und wurde immer weiter in meiner Vorfreude gedämpft, als ich die vielen negativen Rezensionen dazu gelesen habe und viele Leute das Buch auch einfach abgebrochen haben, weil die Protagonistin und der Schreibstil wohl so doof wären. Noch mehr gedämpft wurde meine Freude dann, als mein Freund nach der ersten Seite das Buch zugeklappt hat und gesagt hat: "das werde ich nie im Leben lesen. Das ist ja grauenhaft! Hier gibt es keine Anführungszeichen und die Protagonistin ist ja mal echt unsympathisch."
Ein paar Tage später habe ich mich dann dazu entschieden das ich mir eine eigene Meinung bilden möchte und habe das Buch in die Hand genommen. Weniger als 24 Stunden später hatte ich es durch und was soll ich sagen? Ich kann mich der überwiegenden Meinung zu dem Buch in keinem Fall anschließen. Ich fand das Buch wirklich top.

Ich muss sagen, das der Schreibstil anfangs irritierend war. Das Buch wird aus zwei Sichten erzählt. Einmal im 'damals' aus Emmas Sicht und 'heute' in der Sicht von Jane. Das komische an dem Schreibstil ist, das Emmas Sicht ohne Anführungsstriche erzählt wird und dadurch Gedanken, Handlungen und Wörtlicherede unangenehm miteinander verschwimmt und man teilweise auch gar nicht mehr weiß ob das jetzt ein gesprochener oder ein Gedanke von Emma war. Ich habe noch nicht wirklich durchblickt ob das ein Sinn hatte oder ob das einfach nur die Vergangenheit zum Ausdruck bringen soll. Jedenfalls war das wirklich anstrengend manchmal, jedoch gewöhnt man sich schnell daran, wenn man das Buch so schnell durchliest wie ich es getan habe.
Das die Protagonistin unsympathisch ist, kann ich nichts bestätigen. Ich finde weder Emma noch Jane unsympathisch. Sie sagen mir zwar als Person nicht so zu, jedoch würde ich deshalb das Buch nicht abbrechen, weil ich der Meinung bin das Beide auf ihre Art und Weisen ganz nett und noch erträglich sind. Da hatte ich wirklich schon schlimmere Charaktere in Büchern. Jedoch werden die beiden sicherlich nicht meine Lieblingscharaktere, die mir ewig im Kopf bleiben werden. Obwohl die Figuren einer Geschichte wirklich wichtig sind, hat das der Geschichte an sich aber auch gar nicht geschadet, was auch wirklich selten vorkommt. 
Wirklich gut fand ich auch die Erzählweise des Buches. Man erlebt gleichzeitig die Geschichte von Emma und Jane, weil der Autor die Geschichten abwechselnd liest. Dabei fallen einem natürlich die Parallelen auf und ab und zu liest man Dinge doppelt, weil es bei Emma und Jane gleich passiert, jedoch macht das die Geschichte noch spannender. 

Die Protagonisten müssen, um (eventuell) in das Haus ziehen zu können, einen Fragebogen ausfüllen, an dem der Autor die Leser teilhaben lässt. Manchmal saß ich vor den Fragen und dachte mir "was zur Hölle würdest du darauf antworten?" Zum Beispiel gab es da die Frage: "Eine dir nahestehende Person beichtet dir im Vertrauen, sie habe im betrunkenen Zustand jemanden überfahren, deshalb habe sie endgültig mit dem Trinken aufgehört. Fühlst du dich verpflichtet, das bei der Polizei anzuzeigen?" Das war nur eine von vielen Fragen, über die man einen Moment nachdenken muss und sich vielleicht sogar über seine Entscheidung erschreckt. Ich finde es sehr schade und gleichzeitig echt spannend, das man nicht erfährt was die beiden Protagonistinnen dort angekreuzt haben, jedoch lernt man die beiden im Laufe des Buches so gut kennen, das man es sich schon fast denken kann.

Das Buch ist auf jeden Fall etwas für jeden, der sich von komischen Schreibweisen nicht direkt abschrecken lässt und der auf eine echt gute Story steht, die sehr viele Geheimnisse und Überraschungsmomente bereit hält. Es ist wirklich lange her, seit ich so ein gutes Buch gelesen habe, das mich direkt fesselt und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann!
Ich dachte am Anfang es geht nicht um ein neumodiges Haus, sondern um so eine richtige Absteige und Emma wäre dabei umgekommen, weil ein Dämon unter ihrem Fußboden lebt. Als mir dann aber klar wurde das es um ein neumodiges Haus geht, bei dem alles mit Technik gesteuert wird und es bestimmte Regeln gibt, war das eine wirklich willkommende Abwechslung für mich. Die meisten Thriller, die irgendwie gruselig verpackt sind, kriegen dann natürlich auch genau so eine Kulisse. Wie gesagt, eine willkommene Abwechslung, so wie das gesamte Buch.
Ich weiß nicht ob es mir so geht, aber, ich habe immer gedacht das es was mit Edward zu tun hat, aber im gleichen Moment wurde mir dann aber auch bewusst, das es natürlich viel zu einfach wäre, wenn es irgendwas mit Edward zu tun hatte. Wen ich dabei natürlich nicht auf dem Schirm hatte, war Simon. Ich habe mit allem gerechnet, nur nicht mit Simon! Dabei ist das, jetzt neutral betrachtet, natürlich das logischste gewesen. Ich finde das nicht einmal weit her geholt oder sowas, sondern wirklich echt gut gemacht vom Autor. Man denkt eben, weil Edward immer wieder die selben Dinge gesagt und gefragt hat, das er es gewesen sein muss, weil er verrückt ist und sich dann Emma auch noch in ihren Lügen verstrickt hat, das es umbedingt Edward gewesen sein muss. Ich war so geflasht vom Ende und auch von der Tatsache das Emma alle angelogen hat. Für einen Moment hatte ich wirklich Mitleid mit ihr und als dann die Auflösung mit ihren Lügen bezüglich Saul und der Vergewaltigung kam, da war ich nur noch fertig mit meinen Nerven. Vor allem habe ich ihr dieses 'arme kleine Mädchen' getue echt abgekauft.

Jedoch gibt es immer noch eine Sache, die mich irgendwie nicht mehr loslässt und die ich auch irgendwie nicht verstehe. Wenn doch Edward gar nicht der böse war, warum hat er sich dann eine Frau ausgesucht, die genau so aussieht wie seine Frau und warum hat er bei Emma und Jane genau die selben Fragen und Verhaltensweisen gezeigt? Z.B das abreisen oder das er quasi eine Trennung erzwungen hat? Das verstehe ich nicht so ganz und wirkte ein wenig so als hätte der Autor sich noch im letzten Moment umentschieden, was den "Täter" betrifft.
Sonst echt mega gut und so verwirrend und offen in der Handlung. Lange nicht mehr so einen guten Thriller gelesen!



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